Vom „Papiertiger“ zum marktfähigen Tool

Auf Initiative des Hightech Zentrums Aargau entwickelten Spezialisten der Berner Fachhochschule BFH für ERNE das Software-Tool „CalculAir“. Damit lassen sich VOC-Konzentrationen (leicht verdampfende, kohlenstoffhaltige Verbindungen) in Innenräumen aus Holzmodulen vorhersagen.

Der ERNE AG Holzbau ist die Verwandlung eines „Papiertigers“ in ein innovatives Softwaretool gelungen. Mit diesem Instrument lassen sich Emissionen von Neubauten bereits in der Planungsphase genau abschätzen. Eine wichtige Rolle spielte dabei der hartnäckige Experte des Hightech Zentrums Aargau.

Auch Baustoffe können Schadstoffquellen sein, die sich auf die Luftqualität in Innenräumen auswirken. ERNE setzte sich daher zum Ziel, eine Software für Prognosen zu entwickeln. Die zentrale Frage lautet: Wie werden sich flüchtige organische Verbindungen (VOCs) in Innenräumen freisetzen? Gemeinsam mit der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) wurde im Rahmen einer Studie ein Berechnungsmodell entwickelt. Dieses erwies sich allerdings als praxisuntauglich. Die Materialdaten waren begrenzt, verschiedene Klimaeinflüsse waren nicht berücksichtigt worden.

Video über das Projekt

Praxistauglich und vermarktbar

Jahre später kam jedoch Reto Eggimann, Technologie- und Innovationsexperte des Hightech Zentrums Aargau, zum Schluss, dass aus dem schubladisierten „Papiertiger“ etwas zu machen sein müsste. Er startete 2017 mit ERNE eine Machbarkeitsstudie und holte das Institut für Risiko- und Extremwertanalyse (i-REX) der Berner Fachhochschule BFH als Forschungspartner an Bord. Das BFH-Institut setzte ein Team mit breitem Wissensspektrum ein. Das vorhandene Modell wurde mit Materialangaben ergänzt. Zudem wurden standortabhängige Klimadaten – Lufttemperatur und saisonale Feuchtigkeitswerte – implementiert. Schliesslich konnte ein vermarktbares Softwaretool erarbeitet werden.

„Wir gelangten sehr schnell zu konkreten Resultaten.“

Adrian Kirchhofer, Leiter Engineering/Forschung und Entwicklung.

Die Software „CalculAir“ ist ein Novum in der Baubranche. In der Vergangenheit beruhten die Raumauslegung und auch die Wahl der Baustoffe auf Erfahrungswerten, das heisst, auf Messungen, die jeweils nach Bauabschluss vorgenommen wurden. Das neue Instrument ermöglicht bereits vor Baubeginn Prognosen über die VOC-Konzentration in den geplanten Räumen. Als Folge davon können Lüftungskonzepte oder bauliche Änderungen bereits in die Bauplanung einfliessen.

Thomas Wehrle, Chief Technology Officer (CTO), Mitglied der Geschäftsleitung ERNE AG Holzbau

«Unser Softwaretool CalculAir wurde durch ein Innosuisse-Projekt lanciert und im Rahmen einer Förderung durch das Bundesamt für Umwelt weiterentwickelt. Daraus entstand ein Tool, mit welchem wir Prognosen für die Emissionen der Innenraumluft erstellen konnten, das aber aufgrund der komplexen Berechnungsweise leider recht ungenau war. Dank dem Hightech Zentrum Aargau konnten wir aus diesem Prototypen ein recht genaues Prognosetool für Raumluftemissionen aus verschiedenen Baustoffkombinationen entwickeln. Ein solches Tool ist meines Wissens europaweit einmalig. Es hilft uns bei der Materialwahl für öffentliche Bauten wie Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten, bereits im Vorfeld die richtigen Entscheidungen zu treffen, um die Vorgaben an die Raumluft mit wenig Aufwand erfüllen zu können.» www.htz.ch/617

Auf einen Blick

Auf Initiative des Hightech Zentrums Aargau entwickelten Spezialisten der Berner Fachhochschule BFH für ERNE das Software-Tool „CalculAir“. Damit lassen sich VOC-Konzentrationen (leicht verdampfende, kohlenstoffhaltige Verbindungen) in Innenräumen aus Holzmodulen vorhersagen.

ERNE AG Holzbau: Video der Präsentation am Jahresanlass 2019