Swiss NanoConvention 2023

19.06.2023

An den Ufern des Neuenburgersees, wo vor langer Zeit Pfahlbauer mit Materialien wie Holz, Schilf und Lehm Pionierarbeit leisteten, fand am 15. und 16. Juni die Swiss NanoConvention 2023. Die Materialien und Technologien sind neu, geblieben ist der Pioniergeist, für den diese für ihre mikro- und nanotechnologischen Kompetenzen bekannte Region steht.

Über 250 registrierte Teilnehmende erlebten in Neuchâtel zwei Tage, vollgepackt mit den neusten Ergebnissen aus der Schweizer Forschung und Entwicklung. Und natürlich nutzten sie ausgiebig die Möglichkeit − ob beim Kaffee in den Pausen oder in der ausgebuchten Ausstellung − Startups, Unternehmen, Zulieferer und die Köpfe der Nano Community persönlich zu treffen. Auch das Team von nano.swiss und dem Hightech Zentrum Aargau war mit einem gemeinsamen Stand präsent.

Die Organisatoren und Session Chairs hatten ein Programm zusammengestellt, das widerspiegelt, welch grosse Beiträge Nanotechnologien und Nanomaterialien für viele wichtige Zukunftstechnologien und Anwendungen leisten können. Gratulation an die Co-Chairs Alexandra Homsy und Michel Despont, an das Local Organizing Comittee rund um Silvia Schintke und Amélie Bazzoni und an das FSRM-Team mit Ted Byrne und Philippe Fischer für die tolle Organisation, der Rahmen passte perfekt und liess das sonnige Wetter und Festi'neuch draussen vergessen. Schön auch: Über ein Drittel der Talks wurde von Referentinnen präsentiert, wiederum ein sehr guter Wert, auch wenn das Spitzenergebnis der letzten SNC in Fribourg nicht ganz erreicht wurde.

Der erste Tag − Wichtige Themen bei Grundlagen und Anwendungen

Nach den Grussworten legte die Swiss NanoConvention gleich los. Highlights des ersten Tags der SNC 2023 waren natürlich die Güntherodt Lecture, diesmal von Simon Scheuring, dessen Gruppe mittels High-Speed AFM schnelle Konformationsänderungen einzelner Moleküle mit faszinierender Zeitauflösung sichtbar macht, aber auch die Session «Nano-Imaging» − dort spielten in drei von drei Talks die Detektoren von Dectris eine Rolle, womit wir schon zur Keynote der Session «Applied Industry Projects» von Silke Traut (Dectris AG) kommen. Weitere Referierende waren Dr. Reinhard Völkel (SÜSS MicroOptics), Dr. Andreas Hogg (COAT-X) und Florian Döring (XRnanotech).
Herzlichen Dank an die vier Referierenden der Session «Applied Industry Projects», die bestens aufzeigten, wie aus Nano- und Mikrotechnologie-Grundlagen marktfähige Produkte entstehen und welche wichtige Rolle dabei geförderte Innovationsprojekte spielen. Trotz einer gewissen Schlagseite zu optischen Anwendungen − wobei dies auch Röntgen- und Elektronenoptik umfasste − waren die Themen der Beiträge durchaus vielfältig.

 

Der Freitag beginnt mit wichtigen Grundlagen

Für die Quantum Technologies Session am Morgen hatte Chairwoman Kirsten Moselund (PSI und EPFL) vier hochklassige Referierende zusammengebracht, darunter Cezar Zota (Zurich Research Lab, IBM). In seiner Keynote zeigte er anhand einer Roadmap, wie aus neuen Quantenprozessoren und massgeschneiderter Steuer- und Ausleseelektronik schon bald breit nutzbare Quantencomputer werden. Neu für viele Zuhörer war, wie sehr die konventionellen Halbleiter der Steuerelektronik von den verwendeten kryogenen Temperaturen profitieren, wenn man sie entsprechend designt. Fazit der Session: Schweizer Firmen und Schweizer Forschung haben in den Quantum Technologies sehr viel zu bieten! Hoffen wir, dass das so bleibt angesichts des schlechter werdenden Zugangs zu den Top-EU-Forschungsprogrammen in diesem Bereich.

Podiumsdiskussion zu einem «Swiss Chip Act»

Den Abschluss des Morgens bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema «A Swiss Flavour of the Chip Act». Wussten Sie, wie gross die Halbleiter-Branche in der Schweiz ist? Sie umfasst über 15'000 teils hochqualifizierte Arbeitskräfte. Aus den «Hidden Champions» und Startups sowie etablierten Branchengrössen hat sich nun ein Konsortium von über 20 Firmen gebildet, das in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband Swissmem darauf hinarbeitet, diese Schlüsseltechnologie in der Schweiz zu halten und zu fördern. Ein wichtiges Anliegen!

Awards Session mit «nano.swiss prize» und einem erfolgreichen Aargauer Startup

Bereits am Vormittag hatten die Pitches des Startup Awards stattgefunden. Vielleicht hatte den Gewinnern, XRnanotech aus Villigen AG, auch ein wenig ihr Vortrag in der Session «Applied Industry Projects» am ersten Konferenztag geholfen. Gratulation nicht nur an CEO Florian Döring, sondern allen fünf Finalisten, die sämtlich zeigten, dass sie es verdient auf die Shortlist geschafft hatten.
Den Abschluss bildeten wie immer die Ph.D. Awards – was ist eine Tech-Branche ohne Fachkräfte-Nachwuchs? Wiederum wurden fünf Preise verliehen. Erstmals sponserte auch nano.swiss einen der Awards – herzliche Gratulation an Iwan Hächler von der ETH Zürich. Dr. Marcus Morstein, Leiter des Schwerpunkts Werkstoff- und Nanotechnologien am HTZ und Verantwortlicher nano.swiss, überreichte den «nano.swiss prize» an Fabrice Bagnoud, der an seiner Stelle nach Neuchâtel gekommen war. Es geht um eine neue, transparente Antibeschlagsbeschichtung für Brillengläser, die durch Sonnenlicht aktiviert wird. Basis ist nanostrukturiertes Gold – ein alter synthetischer Nanowerkstoff, der schon historischen Kirchenfenstern eine tiefrote Farbe gab.
Es gäbe noch viel zu berichten. Stattdessen: Kommen Sie am 4./5. Juni 2024 persönlich zur nächsten SNC, nach Basel!

(MMo / nano.swiss)

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