Mehrfache Ernte mit Agri-Photovoltaik

31.01.2025

Bei der Realisierung komplexer Projekte kommt es darauf an, möglichst früh die richtigen Personen am Tisch zu haben. Das Projekt Agri-PV wurde vom HTZ zusammen mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL angestossen.

Die Entwicklung und die Ausbreitung der Photovoltaik (PV) spielen sich in einer ungeahnten Geschwindigkeit ab. Beginnend als Randerscheinung, ist PV heute bezüglich Stromproduktion gleichauf mit Wind- und Nuklearenergie, jedoch mit erheblich grösseren Wachstumsraten. In der Schweiz geht es jetzt darum, mögliche zusätzliche PV-Potenziale neben Aufdach- und Fassadenanlagen zu evaluieren und praxisrelevante Tests durchzuführen. Alpine Freiflächenanlagen werden momentan im grösseren Stil in den Schweizer Alpen ausgerollt und dem Realitätscheck unterworfen.

Eine andere Option sind PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen. Im Gegensatz zum Ausland sind so genannte Agri-PV Anlagen in der Schweiz noch wenig verbreitet. Mit ein Grund ist die restriktive rechtliche Grundlage: Das Raumplanungsgesetz verlangt, dass PV-Anlagen einen Zusatznutzen für die landwirtschaftliche Produktion haben müssen. Sei es durch weniger Spritzmitteleinsatz, geringere Hagelschäden oder höheren Erträge wegen gleichmässigerer  Umwelteinwirkung.

Erstaunliches Potenzial

Das Potenzial der Photovoltaik mit einem solchen Doppelnutzen wird sehr unterschiedlich beurteilt, das nachhaltige Potenzial scheint jedoch zwischen 7 und 18 Terawattstunden (TWh) pro Jahr zu liegen, was 11 bis 26 Prozent des heutigen Strombedarfs abdecken könnte. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL baute in den vergangenen Monaten in Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau eine Forschungsanlage über einer Obstplantage. Sie wurde am 17. Oktober 2024 eingeweiht.

Eine weitere Forschungsanlage – diesmal auf einer freien Ackerfläche – ist fertig geplant und wird im nächsten Jahr realisiert. In dieser Situation wandte sich Stefan Baumann vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL ans HTZ mit der Frage, ob es die Erstellung einer Pilot-Agri-PV-Anlage auf Grünland unterstützen würde. Eine direkte Förderung einer solchen Anlage konnte das HTZ nicht leisten, dafür offerierte Solarexperte Peter Morf die Organisation eines Innovationsworkshops.

Am 16. Oktober 2024 war es so weit: Am Sitz des HTZ fand das erste einer geplanten Reihe von Treffen statt. Mit dabei waren Fachleute aus den Bereichen Konstruktion, Stahlbau und Architektur. Es wurde über diverse Herangehensweisen und Lösungsansätze diskutiert und darüber nachgedacht, wie eine effiziente und robuste Agri-PV-Anlage auf Grünland aussehen könnte.

Folgeanlässe sind geplant und sollen zu einer neuartigen Produktepalette führen. Wenn alles läuft wie geplant, wird basierend auf den Workshopresultaten am HTZ im Jahr 2026 eine Pilotanlage erstellt.

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