Bewegliche Mikroskope mit «Lego-Spirit»
05.05.2025Der an der EPFL im Bereich Mikroelektronik promovierte Ingenieur Yuksel Temiz hat sich vor knapp drei Jahren selbstständig gemacht und entwickelt und vertreibt als Solopreneur innovative programmierbare 3D-Mikroskope in über 30 Länder. Jetzt will er sein Startup Microqubic weiter professionalisieren und skalieren.

Als Forscher bei der IBM hat Yuksel Temiz viel mit Biosensoren und Mikrofluiden zu tun gehabt und sich dabei manchmal auch künstlerisch betätigt: So hat er beispielsweise die weltweit kleinste Kopie der Mona Lisa auf Mikrofluid-Basis hergestellt – und das ganze filmisch durch ein Mikroskop festgehalten. Die Resonanz war gross und einige der Interessierten wünschten sich im Anschluss weitere Aufnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven.
Gute Aufnahmen aus verschiedenen Winkeln von mikroskopisch kleinen Objekten zu machen, ist jedoch mit herkömmlichen Mikroskopen kaum möglich, da diese ausschliesslich aus der Vogelperspektive agieren. So hat Temiz kurzerhand aus Legoteilen und Mikroskop-Elementen ein bewegliches Mikroskop gebaut. Auch das stiess wiederum bei anderen Forschenden, Universitäten und Firmen auf Interesse. So entschloss sich Yuksel Temiz 2022, sich mit dem Startup Microqubic selbstständig zu machen und sich auf die Entwicklung und den Vertrieb von rotier- und programmierbaren 3D-Mikroskopen, dazugehöriger Software und Zusatz-Komponenten zu fokussieren.
«Mein Ziel war es, Mikroskope mit guter Aufnahmequalität bereitstellen zu können, die jedoch deutlich weniger teuer und nutzerfreundlicher sein sollten als die High-End-Lösungen auf dem Markt», erklärt Temiz. Seit dem Launch im Herbst 2022 hat Microqubic über 140 Mikroskope in rund 30 Länder in Europa, Nordamerika oder nach Asien verkauft. Zudem zählt das Startup bereits sieben Vertriebspartner zu seinem Netzwerk. Diese Entwicklung von Microqubic wurde kürzlich auch von der Jury des Zuger Jungunternehmerpreises mit dem 1. Platz gewürdigt.
Rund die Hälfte der kompakten, vielseitig einsetzbaren Geräte von Microqubic ist an Universitäten im Einsatz und etwas weniger als die Hälfte bei Kunden aus der Industrie. Dort werden sie unter anderem für die Qualitätskontrolle, Forschung mit Mikrofluids oder Marketing-Videos verwendet. Ebenfalls noch vom «Lego-Spirit» zeugt, dass zusätzliche modulare Komponenten wie LED-Lichtquellen dabei bei Bedarf einfach angedockt werden können.
Noch bleibt dem Startup-Gründer jeweils etwas Zeit für künstlerisches Schaffen in Form von Stop-Motion-Filmchen, welche er ab und an auch für Marketingzwecke einsetzen kann. Doch noch müsse er eine gute Balance zwischen Produktbewerbung und Produktfertigung haben, denn derzeit sind jeweils fast alle Stücke des anstehenden Produktions-Batchs schon wieder verkauft.
Deshalb will er nun nach dem Umzug vom heimischen Gästezimmer in die ersten Büroräumlichkeiten vor wenigen Wochen sein bootstrapptes Ein-Mann-Startup etwas breiter aufstellen: «Zuerst möchte ich ein kleines Team aufbauen, um so die Fertigungskapazität zu steigern», sagt Temiz zu den aktuellen Plänen.
(www.startupticker.ch)