Das Prinzip Schwammstadt
Aufgrund des Klimawandels ist die Schweiz immer häufiger von Hitzewellen und Hochwasser betroffen. An einem Workshop des Hightech Zentrums Aargau HTZ diskutierten 40 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung über Gegenmassnahmen im besiedelten Raum.
Die Stadt Zug macht vorwärts. Im vergangenen März installierte sie 200 Wärmesensoren auf dem ganzen Stadtgebiet. «Wir wollen wissen, ob unsere Massnahmen zur Temperaturreduktion tatsächlich anschlagen», erklärte der Zuger Stadtingenieur Jascha Hager in seinem Referat am Workshop «Oberflächen für Wassermanagement & Kühlung für Städte von morgen».
Zug ist kein Einzelfall. Praktisch alle Schweizer Städte rüsten sich gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Denn steigende Temperaturen und wiederkehrende Hitzewellen bilden eine Gesundheitsrisiko für vulnerable und ältere Menschen. Intensiver werdende Niederschläge führen zu Hochwasserschäden an Wohnraum, Industrie und Infrastruktur.
«Eine der zentralen Herausforderungen ist die menschgemachte Bodenversiegelung», erklärt HTZ-Experte Marcus Morstein, der den Workshop zusammen mit der EMPA und dem Nationalen Themennetzwerk Innovative Oberflächen organisierte.
Ein immer grösserer Teil der Schweizer Bodenfläche ist bedeckt von Gebäuden und Strassen, welche die natürlichen Funktionen des Bodens beeinträchtigen. Sie wandeln Sonnenlicht in Hitze und lassen potenziell kühlendes Niederschlagswasser in die Kanalisation abfliessen.
Vernetzte Grünflächen
Ueli Sieber, Leiter Entwässerung im Tiefbauamt Winterthur, beleuchtete in seinem Referat das international vieldiskutierte «Schwammstadtprinzip». Es beruht auf der Entsiegelung des Bodens und verlangt die Anlage von vernetzten Grünflächen unter Einsatz von nachhaltigen Baustoffen.
Der urbane Raum der Zukunft, so die Vision, hält Niederschläge zurück, speichert sie, lässt sie versickern und verdunsten. Ein intelligentes Wassermanagement reduziert die Schäden bei Starkregenereignisse und leistet einen Beitrag zur Kühlung des Stadtraumes.
Optimieren lassen sich auch die bebauten Areale. Den Weg weisen die Materialwissenschaften. Reflektierende Gebäude- und Strassenoberflächen wandeln weniger Licht in Wärme um und verhindern das Entstehen von städtischen Hitzeinseln.
Reflektierender Asphalt
Die Aargauer Spezialchemiefirma Omya richtete auf einem Firmengelände eine Testfläche ein. Die Entwicklungsingenieure von Omya nehmen auf diesem Cool Asphalt Demonstrator periodisch Messungen vor. Die am Workshop präsentierten Daten belegen, dass der Zusatz des weissen Naturminerals Calciumcarbonat die Energieaufnahme von Asphalt erheblich reduzieren kann.
Für Marcus Morstein vom veranstaltenden Hightech Zentrum Aargau war der Workshop ein voller Erfolg: «Wir brauchen innovative Konzepte, Materialien und Technologien, wenn wir uns gegen die Auswirkungen des Klimawandels schützen wollen».